20 Tage Sauerländerin

Nach unzählig vielen Umzugskartons, einer Virusgrippe die mich ergriff, einem zahnendem Baby und einer extrem schlechten Internetverbindung schreibe ich endlich mal wieder einen Beitrag.

Wir haben viel geschafft, so dass ich als Neusauerländerin noch gar nicht richtig mental angekommen bin. Das Haus musste geputzt werden, das die Vormieter an der ein und anderen Stelle nicht ganz so wünschenswert hinterließen. Dann der Auspackwahnsinn mit zwei fordernden Kindern und dann noch die eigenen Zipperlein. Es war wirklich sehr anstrengend! Volle Mülltonnen, mit denen uns Vormieter bescherte, ließ meinen Geduldskragen auch noch platzen. Denn! Hier kommt die Müllabfuhr nur einmal im Monat! Ja richtig gelesen. Und wir produzieren Windelberge!!! Na das konnte ja heiter werden. Also stiefelte ich gleich zum Rathaus, wo ich mich ohnehin ummelden musste und kaufte teure Müllsäcke. Echt ärgerlich.

Dann kam ein paar Tage später das Kindergarteninterview samt Vertragsformalitäten. Ich dachte ich kippe vom Stuhl, der ein sehr kleiner war zugegeben. Wir gehen in einenWaldorfkindergarten, zum einen der einzige freie Platz den wir ergattern konnten, aber auch irgendwie süß, wenn unsere Tochter die ein „HIGH NEEDED CHILD“ ist, unter Waldorfbedingungen, also bedingslos akzeptiert wird in ihrem Wesen und Spiel und Wetanschauungskunde im anthrophosphischen Stil. Das war mir sehr wichtig. Vor allem kann sie dann auch Ihren Namen tanzen! Der musste sein, für alle, die das ganz ganz sicher gerade dachten.

Aber dann kamen wir zu den Kosten. Für jedes bisschen muss man bezahlen. Unser Sohn kommt dann ab August auch dort in die U3 Gruppe und dann wirds echt heftig. Wir rechneten abends mal durch,also zwei  Kinder plus jeweils Extragebühren, da der Waldorfkindergarten nur zu 96% staatlich gefördert wird. Dann kommt eine Essenspauschale hinzu und dann muss man in den Förderverein eintreten und und und. Wir kamen auf stolze 1000 Euro im Monat. Und das ist nicht alles, einmal im Monat muss man dort Haus- und Gartenarbeiten absolvieren, aber mit 15 Euro pro Arbeitsstunde dürfe man sich freikaufen(yhiipieh), was gern gesehen würde-hahaha. Pflicht sind übrigens 25 Stunden im Jahr! na dann rechnet mal wir viel uns das auch noch on Top kosten könnte.Ich hatte nur noch schlechte Laune!

Eigentlich sind wir auch ins Sauerland gezogen, weil mein Mann hier besser verdient, ich beruflich mit zwei Kindern etwas kürzer treten werde und wir natürlich wieder dinstanztechnisch näher rücken konnten, aber eben mit Kindern auch gerne durch die günstigeren Lebenskosten auf dem Land mehr Urlaube planen wollten. Und nun, jemand hat meine Pusteblume einfach schon ohne mich weggeblasen.

Nach ein paar Nächten hat sich meine schlechte Laune langsam wieder relativiert. Es wird schon alles werden, aber man wird schon echt geschröpft mit Kindern. Ich kann an unserem Staat leider nichts kinderfreundliches erkennen. Dieses Pseudofamilien und Entlastungsgelabere ist einfach nur Bullshit.

Wir gehören zu den „Besserverdienern“ und müssen den höchsten Satz für Kinderbetreuung zahlen, das hört sich erstmal echt gerecht an, wenn man vom Bruttoauskommen ausgeht. Und man könnte denken,,“Was beschwert sich die Tuse?“Aber hat schon mal jemand von diesen „Linken gesehen, was da am Ende  Netto tatsächlich übrigbleibt???? Am Ende bleibt mir genauso viel übrig als würde ich ne Mille weniger im Monat verdienen. So siehts nämlich aus, die lieben Steuern regeln das Brutto schon. Aber dann auch noch die Kindern darunter leiden zu lassen ist nicht fair. Ich kann auf eine Gucci Tasche mehr im Regal gut verzichten, wenn es ein muss Es gibt aber andereseits auch die Superreichen, wo ich  verstehe, dass man höhere Betreuungsgebühren nimmt, aber ehrlich, diese bleiben eh unter sich und lassen Ihre Kinder privat betreuen, das ist die Realität! Wir, die an der Grenze zwischen Arm und Reich sind, man nannte das früher auch mal Mittelschich ,aber diese wurde ja abgeschafft, der wird geschröpft ohne Ende.

So jetzt aber genug Luft gemacht, die ist doch hier im Sauerland schließlich so gut.

Der Sauerländer an sich ist freundlicher als ich vermutete, da habe ich in Nordhessen weitaus fremdenfeindlichere Menschen kennengelernt. Auf Ämtern sowie in kleineren Geschäften wird man sofot sehr freundlich empfangen. Die Gesichtsausdrücke der Einzelnen wenn man erzählt man käme aus Frankfurt ist echt lustig. Fast ungläubig schauen sie einen an“Was aus Frankfurt kommen Sie hier in die Provinz, woll?

Aber ich hörte schon, es gibt eine Frau aus Frankfurt die auch hergezogen ist, eine Familie aus Berlin und Hamburg und Düsseldorf, ja das spricht sich herum, wenn jemand aus der „Stadt“ kommt. Das ist was besonderes.

Man muss sich auch bei der Nachbarschaft vorstellen, das ist sehr wichtig für den Sauerländer, wir haben das etwas verpasst und haben das beiläufig gemacht, aber es wurde bemerkt und im Nebensatz angemerkt, „das man darauf gewartet hat, woll“, das gehört sich schließlich so!

Mitte März findet ein „Neu im Sauerland“ Treffen statt, ich werde dorthin gehen und schauen, ob man jemanden Nettes trifft. Wäre ja schön, man ist sonst irgendwie so isoliert. Und auf Dauer nur U3-Niveau macht echt mürbe. Woll

Die Natur, die Luft und Landschaft ist herrlich hier, Wenn ich von meinen Spaziergängen nach Hause komme, bin ich irgendwie erholt und entschleunigt. Vielleicht, auch wenn es dauert bis ich den Stadtmief aus mir rausbekomme, werde ich noch richtig entspannt. Haha Ok Ok,die mich kennen wird das eher ein Schmunzeln erzeugen, also vergesst es. Aber dennoch, etwas Schönes muss das ganze ja auch an sich haben. Woll!?

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